Dienstag, 12. Januar 2010

Es reicht!

Es war dereinst im Juli 2009, mithin ein halbes Jahr her, dass ich mich etwas abfällig über die S-Bahn Berlin und deren Mutterkonzern, die Deutsche Bahn, geäußert habe. Auslöser war das beispiellose Versagen von Kontrollmechanismen, die für einen sicheren Betrieb unabdingbar sind und die durch rigoroses Gewinnstreben rücksichtslos ausgehebelt wurden. Das Eisenbahnbundesamt hat dazumal auf die einzig richtige Weise reagiert, nämlich mit dem Entzug der Betriebsgenehmigung für einen Gutteil der eingesetzten S-Bahn-Wagen. Die Folgen – technisch, betrieblich und emotional – sind hinlänglich bekannt oder für alle Nichtbetroffenen zumindest zu erahnen.


Nun kommt eine weitere Unbill hinzu: Es ist Winter. Auch wenn dessen sichtbare Symptome deutlich überbewertet werden, so sind die tiefen Temperaturen und der allgegenwärtige Schnee nicht wegzudenken. Und obwohl die S-Bahn es offensichtlich nicht wahrhaben will: der Winter ist per se absehbar. Er kommt jedes Jahr in etwa um die gleiche Zeit.

Trotzdem ist es dem angeblichen Innovationsunternehmen ganz offensichtlich nicht möglich, sich konsequent darauf vorzubereiten. Die Folgen sind nun allgegenwärtig. Verspätungen, Zugausfälle, überfüllte Züge. Dieses Spektakel kommt, bevor das jemand vergessen sollte, zu den ausgedünnten Takten und teilweise eingestellten Linien noch hinzu, die die massenhaften Außerbetriebnahme der S-Bahn-Wagen verursacht haben. Was bleibt ist ein realer Fahrplan, der im Grunde nur noch aus Lücken besteht und – so scheint es – einzig durch den innigen Wunsch aller Berliner ÖPNV-Nutzer zusammengehalten wird.


Jetzt aber ist die Zeit der wohlmeinenden Geduld vorbei. Jetzt bin ich soweit, mich nicht mehr nur in kritischen und bisweilen spitzen Tönen zu äußern. Ich möchte Schmähungen aussprechen. Ich möchte der S-Bahn böse Worte an den Kopf werfen. Ich möchte diese Worte mit genug harten Gegenständen untermauern und ich möchte, dass mein Ärger – der mit Sicherheit der Ärger noch so vieler weiterer Nutzer des Berliner ÖPNV ist – endlich deutlich und publik wird.

Denn ich habe keinerlei Muße, jeden Tag anderthalb Stunden länger unterwegs zu sein, um zur Arbeit zu kommen und den Großteil der zusätzlich investierten Zeit in klirrender Kälte auf dem Bahnsteig zu stehen. Ich habe keine Lust mehr, ständig überflüssig oft umsteigen zu müssen, nur weil einige Linien des S-Bahn-Netzes einfach komplett gestrichen wurden. Ich habe keine Lust mehr auf laue Ausreden, halbherzige Entschuldigungen und das fortgesetzte Misswirtschaften der S-Bahn zugunsten der raffgierigen weil börsensüchtigen Muttergesellschaft.

Ich fordere eine echte Entschuldigung und eine echte Entschädigung, die über die lausigen 50€ hinausgehen, die man im Dezember am Abo gespart haben mag. Immerhin verplempere ich jeden Tag wertvolle Lebenszeit für das Versagen Anderer. Ich bin es gewohnt für das, was ich tue geradezustehen. Es wird Zeit, dass die S-Bahn sich dieser ihrer ureigenen Verantwortung auch stellt. Höchste Zeit.

 

Um es kurz und knackig zu machen: Es reicht! Und zwar gründlich. Jeder Geduldsfaden, den ich der S-Bahn seit dem Juni letzten Jahres geknüpft habe, ist nun endgültig gerissen. Und mir steht der Sinn beinah danach, an einem S-Bahnhof einmal richtig auszurasten. Meinetwegen auch so eindrucksvoll, dass die Polizei anrückt. Vielleicht verschafft das der schweigenden Masse und mir die mediale Aufmerksamkeit, die bisher nur der S-Bahn selbst gegolten hat.

 

Liebe Leute, macht den Mund auf. Schreibt, mailt, ruft an. Und lasst die S-Bahn wissen, was Ihr von ihrer Stümperei haltet.

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