Dienstag, 12. Januar 2010

Nachruf auf eine wunderbare Zeit(ung)

"Wir haben einen völlig neuen Ansatz gewählt, um die künftige Nutzung dieser Traditionsmarke zu gewährleisten."
Diese Worte, die weise zu nennen mir hinreichend schwer fällt, stammen aus der spitzen Feder Silke Springensguths, der Geschäftsführerin von DuMont Net. Verlauten lassen hat sie diese zu keinem geringeren Anlass als der Umstellung der Netzeitung von einer redaktionellen Nachrichtenquelle zu einer bloßen Suchmaschine mit etwas – aber nicht viel – mehr Anspruch als Google.
Die Netzeitung, bis zum Jahreswechsel eine durchaus ernstzunehmende Alternative zum täglich frisch gedruckten Wort, ist mit der nun angewandten Technik der Aggregation und Gewichtung von Nachrichten aus einer Reihe von Quellen nichts weiter als eine getreuliche Kopie von nachrichten.de. (DuMont gibt das auch beinah freimütig zu.) Sogar das Layout ist identisch.

Ein völlig neuer Ansatz mag das sein. Geholfen ist damit aber freilich niemandem. Denn das Newsportal – den Namen Zeitung verdient es nicht mehr – offeriert Berichterstattung, die kaum über das diskussionswürdige Niveau von Yahoo oder GMX hinausgeht. Es wurde sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die von der Netzeitung gewohnten Kategorien beizubehalten und die Nachrichten dort hinein zu sortieren. Kurz, dem langjährigen User, wie ich es bisher war, wird keinerlei Anreiz geboten, die „Traditionsmarke“ weiterhin zu nutzen.

Immerhin etwas Gutes hat die Umstellung ja: der Wert der Printmedien wird mir – und hoffentlich auch anderen Lesern – wieder vor Augen geführt.

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