Donnerstag, 7. August 2008

Ohne Worte

Heute, des Tages über, stand ich, wie es den Gewohnheiten des gemeinen und zivilisatorisch geprägten Menschen entspricht, an einer Supermarktkasse. Genauer gesagt: es war die süßwarenfreie Variante. Die mit Alkohol und einem Zigarettenautomaten. Und weil ich ja nicht zum Zigaretten-rauchenden Anteil der Bevölkerung gehöre, habe ich selbigem bisher sträflich wenig Beachtung geschenkt. Bis... ja bis mich heute die mangelnde technische Versierung einer Kundin darauf aufmerksam gemacht hat, dass am oberen Ende dieser speziellen Ausführung des Automaten ein Feld aufleuchtete, auf dem stand: „Freigabe durch Kassiererin.“


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Gedankenpause, Blick zur Kasse und Entsetzensstarre in einem.


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Man sollte meinen, in einem so hoch entwickelten Land wie der Bundesrepublik hat die schiere Existenz der Frau Schwarzer allein dafür gesorgt, dass das Anliegen der Emanzipation zumindest irgendwo tief im Unterbewusstsein einer jeden Person verankert sein sollte. Bayern sind entschuldigt.

Aber nein... wir sehen Frauen in Spül- und Putzmittelwerbung, auf dem Beifahrersitz von Autos und... ja, wo eigentlich noch? Vielleicht mal noch am Steuer eines Audi, aber damit erschöpfen sich die löblichen Ausnahmen auch schon wieder.

Was bitte soll denn aus den Konsumenten dieser Werbungen werden, wenn sie den Mann von der Arbeit heimkommen, das Auto steuern und die Frau saubermachen und kochen sehen? Antwort bleibt offen. (Sie würde mich nur frustrieren.)


Ich weiß, dass „Emanzipation“ ein viel beschworenes und mit vielerlei Klischees beladenes Wort ist. Einige davon mögen ja auch stimmen. Aber trotz aller gefühlter Dampfwalze in der Methodik hat sie ein Bewusstsein geschaffen, das von unserer schönen bunten (Werbe-)Welt nach und nach wieder weggewischt wird.

Ich möchte nicht wissen, wie sich die Vorreiterinnen der Frauenbewegung im (immer noch) himmelschreiend konservativen Deutschland bei diesen Anblicken fühlen. Genauso wenig wie ich wissen will, wie sich der Kassierer im Supermarkt meines Vertrauens heute gefühlt haben musste. Er war eindeutig männlich. Ob er die Freigabe gar nicht hätte vornehmen dürfen?

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