Dienstag, 30. November 2010

Die unmögliche Tatsache

Der Bundesverteidigungsminister hat zum ersten Mal die neue Gefechtsmedaille der Bundeswehr verliehen. Der zeremonielle Akt, dem 11 der Geehrten nicht mehr persönlich beiwohnen konnten, vollzog sich weitgehend ohne große Berichterstattung.

Nun allerdings verblüfft mich ein Interview mit dem Historiker Detlef Bald, das jüngst auf der Internetplattform der Tagesschau erschienen ist. Mit wenig Wohlwollen kann man den Kern der Aussagen Balds herunter brechen auf den Spruch „es kann nicht sein, was nicht sein darf“.

So ist die neue Auszeichnung ein „Zeichnen zunehmender Militarisierung“. Nur: was ist eine „Militarisierung“? Und muss das, was sich innerhalb der Bevölkerung bzw. der Streitkräfte abzeichnet und unter dem Begriff zusammengefasst werden kann, wirklich schlecht sein angesichts der sich deutlich veränderten Einsatzbedingungen?

Bald wirft mit Allgemeinplätzchen à la „Diese Auszeichnung, man habe sich aktiv in einem Gefecht ausgezeichnet, ist schon etwas, was sich von den bisherigen Ehrungen unterscheidet.“ um sich, deren Inhaltsleere der Einschätzung des aktuellen Wetters („ist schon etwas, das sich von gestern unterscheidet“) gleichkommt.
Und schlussendlich gilt auch hier: Die Bundeswehr hat sich verändert und verändert sich weiterhin. Eine Anpassung der Bandbreite an Ehrungen für Soldaten ist da lediglich eine Anpassung an die Realitäten des Einsatzsspektrums. Natürlich ist dieses Spektrum (wie der Einsatz im Ausland generell) umstritten. Aber ein Plädoyer für eine Stagnation in der Pflege von Orden und Ehrenzeichen klingt mehr nach Verdrängung der politischen und militärischen Realitäten als nach einer kritischen Auseinandersetzung mit den Formen der Militarisierung und deren Folgen.

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