Freitag, 16. April 2010

G8-Gipfel

Flüge mit Air Berlin sind in aller Regel recht angenehm. Es gibt auch auf innerdeutschen Strecken einen Snack (und das ist mehr als das kleine Häuflein Elend, das Air France als Frühstück zu bezeichnen pflegt) und auch beim Wunsch nach zwei Getränken wird man nicht schief angeguckt sondern freundlich bedient. Darüber hinaus ist das Fluggerät neu, der Sitzabstand zwar kompakt aber nicht beängstigend und das Outfit der Cabin Crew ist tatsächlich sehr ansprechend.
Und es gibt neben einem tatsächlich umfangreichen Zeitschriftenangebot und dem Bordshop-Katalog ein Air Berlin-Magazin. Der Blick dort hinein offenbart allerdings Abwegiges: der Air Berlin-Chef wettert gegen ein vieldiskutiertes und dem Luftverkehr so gar nicht verhaftetes Obstrukt: das G8 – das Gymnasium mit einer achtjährigen Sekundarstufe und damit insgesamt 12 Jahre andauernder Schullaufbahn.

Ich kann es nicht mehr hören (und lesen schon gar nicht). Es ist mir ein so derart leidiges Thema, dass ich es lange vermieden habe, darüber zu schreiben, denn die mir eigentlich liebe distanzierte Ironie kann ich hier nicht aufbringen. Die Diskutierenden, an der Stelle platzt mir regelmäßig der Kragen, sind nämlich nicht in der Lage, Konzept und Umsetzung klar zu unterscheiden. Auf ihrem Kreuzzug gegen das Bildungsunheil geht ihnen nämlich eine Tatsache völlig ab: Das G8 funktioniert. Man blicke nur nach Sachsen. Die Schüler mögen zwar einen merkwürdigen Dialekt haben, aber die schulischen Leistungen wurden durch den letzten Ländervergleich klar als „sehr gut“ erkannt. Dort wird seit der politischen Wende nach 12 Jahren das Abitur abgelegt. Auch das Horrorbild des 10-Stunden-Tages oder der fehlenden Zeit für Hobbies ist dort keine Realität. Und keiner kann mir erzählen, dass diese Schüler dümmer sind als die Schüler anderer Bundesländer.
Was an den Umstellungen von G9 auf G8 krankt ist nicht das Konzept selbst sondern dessen Umsetzung. Und genau das muss in der öffentlichen Diskussion auch deutlich gemacht werden. Eine reine Verteufelung, wie sie im Moment stattfindet, hilft hier Niemandem.

Was Air Berlin damit zu tun hat, kann in diesem Zusammenhang ja auch mal erläutert werden.

1 Kommentar:

Obama Bin Laden hat gesagt…

Das Problem liegt nicht an den knappen Etats, knapper Zeit und zuviel Stoff beim G8 Abi, dass haben die Kultusminister nach einer Studienreise durch Italien und Österreich erkannt.

Das Problem liegt in der Kulturfeindlichkeit der nördlichen Regionen Europas, von einem immer noch barbarisch geprägten, und schwerem Alkoholismus und Vandalismus gezeichnetem Norden, von Bayern, über
Holland bis hinauf zu die Britischen Inseln. In Österreich und
Italien hingegen sind Alt- und Neuphilologie quer durch alle sozialen
Schichten zu tiefst in der Bevölkerung verwurzelt.