Montag, 19. Oktober 2009

Die Schweinegrippe auf der Farm der Tiere

Bisweilen frage ich mich, was die ganze Aufregung eigentlich soll. Der H1N1-Impfstoff Pandemrix enthält Wirkverstärker und ein quecksilberhaltiges Konservierungsmittel. Gut. Und weiter? Ein Blick in die Liste der Bestandteile des Wirkverstärkers AS03 enthüllt verblüffend Triviales: Squalen (das jeder Mensch über dessen 0,1-0,7%igen Anteil an Olivenöl in deutlich größeren Mengen aufnimmt aufnimmt als über eine Impfung), Polysorbat 80 (auch bekannt aus Lebensmitteln als Emulgator 433) und Tocopherol (ein Sammelbegriff für die vier bekanntesten Vitamin-E-Varianten). Schockiert?
Fairerweise sei hinzugefügt, dass die Verabreichung von Squalen in Form eines Impfstoffs unter Umständen zu Nebenwirkungen führen kann. Gerade bei Schwangeren, Kindern und anderen Risikogruppen kann das zu einer ungewollten Gefährdung führen und sollte ausgeschlossen werden.

Die Impfstoffbeschaffung der Bundesregierung erfolgte zeitlich bereits deutlich vor jenem Zeitpunkt, an dem absehbar war, in welchem Umfang die Versorgung mit Impfstoffen notwendig werden würde und welche Produktionskapazitäten dafür bereitgestellt werden müssten (Wir erinnern uns: um ohne Wirkverstärker auszukommen, muss eine hinreichend hohe Anzahl an Viren zur Verfügung stehen. Diese aber zu züchten ist nicht ganz so einfach). Folgerichtig zu einem Zeitpunkt, zu dem noch keine Diskussion um die umstrittenen Wirkverstärker wogte.
Zudem kann man getrost und mittelbar polemisch davon ausgehen, dass das Bundeskabinett (genau genommen das Bundesinnenministerium) kaum über die nötige Kompetenz verfügt, die Inhaltsstoffe der einzelnen Präparate zu beurteilen und ihre politische Tragweite zu erfassen. So gesehen ist die Beschaffung des Celvapan für die Bundesbeamten vermutlich wirklich lediglich eine vor Monaten gefallene wirtschaftliche Entscheidung.

Unglücklich ist sie deswegen dennoch. Im Zuge der aufgekommenen – und in meinen Augen streckenweise völlig überzogenen – Diskussion um die Wirkverstärker des Pandemrix-Präparats kann die Veröffentlichung solcher Informationen nur auf eine Weise enden: mit einem Aufschrei der Empörung ob der augenscheinlichen Ungleichbehandlung. Die medialen Kollegen tragen ein nicht unerhebliches Scherflein dazu bei.
Damit ist weder der Impfkampagne selbst geholfen noch den Menschen, die jetzt vielleicht nicht impfen gehen und es aber dennoch brauchen. Geschickter wäre es gewesen, schon in den ersten Zügen der Debatte den Impfstoff Celvapan in aller Stille den Ländern zur Versorgung von Schwangeren und Kindern zur Verfügung zu stellen und sich selbst Pandemrix zu beschaffen. Aber auch in punkto Feingefühl war Dr. Schäuble noch nie mit einem besonderen Talent gesegnet.

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