Sonntag, 27. September 2009

Vom Verdienen und vom Verdienten

Es war am U-Bahnhof Kurfürstenstraße, als ich die Ergebnisse der 18:15-Uhr-Hochrechnung erfuhr. Mein Blick glitt dabei über den beinah verwaisten Bahnsteig und blieb an einem Mann hängen, der in etwa genauso unmotiviert auf einer der Wartebänke saß, wie sich der beste Ehemann von allen am Telefon anhörte: Der Blick starr ins Nirgendwo gerichtet, den Kopf auf der Hand gebettet. Die ganze Gestalt drückte eine umfassende Schwermut aus. Es war eine so treffende Allegorie. Und so bitter.

Jedes Land kriegt, was er verdient. So schwer diese Pille zu schlucken ist, sie ist der Schuh, den wir uns anziehen müssen. Das deutsche Wahlvolk hat sich für noch mehr Überwachung ausgesprochen, für eine Zwei-Klassen-Krankenvorsorge, für Studiengebühren und so viele unangenehme Dinge mehr. Vier Jahre lang bleibt uns nichts mehr als zu hoffen, dass die FDP ihre Wahlkampfziele nicht durchsetzen kann. Vier Jahre lang bleibt uns zu hoffen, dass Schäuble nicht noch paranoider wird als er ohnehin schon ist. Vier Jahre lang bleibt uns zu hoffen, dass die Länger in ihrer Hochschulpolitik weit mehr Augenmaß beweisen als das beispielsweise in NRW oder Bayern der Fall war. Möge der Schaden, den die neue Bundesregierung dem Land zufügt, nicht allzu groß sein. Möge er reversibel sein.

Für alle, die ermutigende Worte erwartet haben: heute nicht mehr. Später dann. Vielleicht morgen.

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